Jeder von uns möchte Life Balance erreichen und ein erfülltes Leben führen – ein Leben das Erfolg im und Freude am Beruf genauso umfasst, wie ein glückliches Privatleben. Doch was so simpel klingt, ist leider nicht einfach in die Tat umzusetzen.
Was aber macht es uns so schwer, unseren Weg beizubehalten, die richtigen Prioritäten zu setzen und für uns zu sorgen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, was uns antreibt, was uns bei der Life Balance im Weg steht und was wir tun können, um uns nicht selbst in die Falle zu gehen.
Jeder Mensch hat das tiefe Bedürfnis sich „ok“ zu fühlen und angenommen zu sein mit seiner ganzen Person, so wie er ist. Dies schenkt uns ein Gefühl von Geborgenheit und innerer Sicherheit. Wir fühlen uns erfolgreich und liebenswert.
Von Geburt an spürt ein Kind, dass es überlebenswichtig ist, geliebt zu werden und angenommen zu sein. Wenn die Eltern in Kontakt sind mit ihrem Kind, es anlächeln, wenn sie es umsorgen, füttern, trösten, liebevoll sind, dann ist die Welt für das Kind in Ordnung und es fühlt sich sicher und liebenswert.
Gehen die Eltern aus dem Kontakt oder schimpfen sogar, werden laut oder ungeduldig und zeigen, dass sie nicht zufrieden sind mit dem Kind, dann entsteht ein Gefühl des Mangels und der Unsicherheit in dem Kind. Es fühlt sich nicht mehr ok. Dies ist ein existenzielles Gefühl für das Kind. Die Liebe seiner Bezugspersonen aufs Spiel zu setzen, fühlt sich lebensbedrohlich an. Vielleicht zeigt das Kind seinen Mangel durch Geschrei oder durch Trotz, durch nerviges Verhalten oder auch einfach nur, indem es letztendlich doch gehorcht. Vor allem langfristig wird sich ein Kind in vielen Dingen daran anpassen, was seine Eltern bewusst oder unbewusst von ihm erwarten.
All unser Streben ist also darauf ausgerichtet, dass wir uns selbst ok fühlen. Wir werden älter und die Bezugspersonen wandeln sich. Die Eltern sind es meist irgendwann nicht mehr, nach deren Anerkennung und Aufmerksamkeit wir streben. Vielleicht ist es in der Jugend unsere Clique, die definiert, was ok ist. Vielleicht ist es der coole Fussballtrainer oder der Mathelehrer.
Später sind es sicherlich der Chef oder die Kollegen, die Kunden oder unser Partner, denen wir gefallen wollen und deren Erwartungen wir erfüllen möchten, um uns angenommen und akzeptiert zu fühlen.
Man findet immer jemanden, mit dem man sich vergleichen und anschließend schlecht fühlen kann.
Die meisten Menschen verfügen darüber hinaus über eine ganze Reihe von inneren Regeln und Ansprüchen, mit denen sie sich die Hölle heiß machen. Und nur, wenn das alles erfüllt ist, stellt sich das „Ich bin ok-Gefühl“ ein.
Kennen Sie auch dieses Phänomen? Man findet immer jemanden, mit dem man sich vergleichen und anschließend schlecht fühlen kann. Ein junge weibliche Führungskraft und Mutter sagte mir einmal:
„Ich vergleiche mich beruflich mit männlichen Kollegen meines Faches, die keine Kinder haben und deren Karriere viel weiter gediehen ist als die meine. Als Mutter vergleiche ich mich mit den Hausfrauen in unserer Straße, die ihr Kind jeden Mittag um 12:00 Uhr von der Kita abholen, um ihm dann selbstgezüchteten Bio-Dinkel-Brei mit frisch püriertem Karotte-Melone-Shake vorzusetzen. Der Vorgarten dieser Mütter ist wundervoll angelegt, die Socken gebügelt und die Fenster wöchentlich geputzt. Sie haben stets frisch gebackenen Kuchen (Karotte-Banane mit Vollkornmehl) parat und blicken missbilligend auf, wenn man erst um fünf Uhr mit seinem Kind, gerade abgeholt, nach Hause hetzt. Meinen Körper vergleiche ich allerdings mit dem der 25-jährigen Studentin, Single, die jeden Tag im Fitness-Studio verbringt.“
Permanent liegt also das „Ich bin NICHT OK“-Gefühl auf der Lauer. Permanent gibt es Angriffe auf unseren Selbstwert.
Und ist es erst einmal so weit und wir fühlen uns „NICHT-OK“, dann tut unser Unterbewusstsein alles, damit es wieder zurück zu dem guten „Ich bin ok“-Gefühl kommt. Der Chef schaut ungeduldig? Wir beeilen uns. Der Kunde schreibt eine Email? Wir antworten sofort. Das Unterbewusstsein sorgt dafür, dass wir nicht „Nein“ sagen, sondern die Erwartungen anderer erfüllen. Dass wir Perfektionismus im Detail abliefern. Denn sonst hat das „NICHT-OK“-Gefühl eine zu große Chance, uns in den existenziell bedrohlichen schlechten Zustand zu kippen.
Die Wirkung dieses Strebens nach Bestätigung und Angenommensein von außen ist verheerend. Es ist ein Teufelskreis. Wir sagen nicht „Nein“, wir achten nicht auf uns, wir sorgen nicht dafür, dass wir in Balance sind, weil wir von außen möglicherweise Tadel oder Kritik zu erwarten haben. Sondern wir ackern und schuften, um zu gefallen und unseren Maßstäben gerecht zu werden. Dies führt zu einem Leben im angespannten Zustand, im Stress, immer auf der Suche nach dem nächsten Erfolg, der wieder zu Anerkennung führt. Ein Zustand, der negative Auswirkungen auf unseren Zustand und unser Selbstwertgefühl hat. Was wiederum das Bedürfnis nach Anerkennung verstärkt und damit den Teufelskreis verfestigt.
Um die Hintergründe für diesen Kreislauf zu verstehen, lassen Sie uns einen Abstecher in die Welt der Biochemie machen:
Die Funktion des Botenstoffes Serotonin
Der Serotoninspiegel ist ein wichtiger Beeinflusser unseres Selbstwertgefühls und unserer Gelassenheit. Wenn es zwischen den Synapsen in unserem Gehirn eine hohe Konzentration dieses Botenstoffes gibt, sind wir entspannt, fühlen uns gut und attraktiv, stark und erfolgreich.
Zitat Wikipedia:
„Zu den bekanntesten Wirkungen des Serotonins auf das Zentralnervensystem zählen seine Auswirkungen auf die Stimmungslage. Es gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit. Dabei dämpft es eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefühlszustände, insbesondere Angstgefühle, Aggressivität, Kummer und das Hungergefühl.“
Serotonin steigt in Ruhephasen immer dann, wenn wir nicht grübeln und uns konzentrieren, sondern entspannt im Hier und Jetzt sind. Wenn wir Nähe zu jemandem oder zu uns selbst empfinden, wenn wir spazieren gehen, entspannt ein Buch lesen oder auch einfach nur relaxed an nichts denken, baut sich der Serotoninspiegel auf.
Denken wir an ein Ziel, sind wir fokussiert, vielleicht sogar unter Zeitdruck, baut er sich ab. Der Serotoninspiegel steigt und fällt sehr langsam. Viele kennen es: Wir fahren in den Urlaub und erst nach einigen Tagen stellt sich das Gefühl ein, wieder bei sich angekommen zu sein. Das ist die Zeit, die es braucht, bis sich nach einer Stressphase der Serotoninspiegel wieder einigermaßen stabilisiert hat. Anders herum kennen wir es auch, dass wir direkt nach dem Urlaub auch stressige Situationen nicht so nah an uns heran lassen und wir deutlich entspannter damit umgehen. Es braucht also auch noch einige Zeit, bis der aufgefüllte Serotoninspiegel sich wieder abbaut.
Keine Gelassenheit. Kein Selbstvertrauen. Keine Geborgenheit. Im Gegenteil: Wir sind beunruhigt, wir grübeln. Wir haben Sorge, nicht gut genug zu sein. Wir machen uns Gedanken darüber, was passiert, wenn wir versagen, wenn wir es nicht schaffen, alle Erwartungen zu erfüllen. Werden wir unseren Job behalten? Was passiert, wenn nicht?
Und diese Grübeleien sind es, die den Negativeffekt noch verstärken. Sie wirken genau in die gegensätzliche Richtung: Wir verstärken wieder unsere Anstrengungen, um die Erwartungen an uns selbst und die unserer Umwelt zu erfüllen.
Einen guten Artikel zum Thema „Serotonin“ finden Sie auch hier (von der Firma Primal State GmbH)
Die entscheidende Chance, die wir haben, um diesem Kreislauf zu entkommen ist folgende:
Bauen Sie Ihren Serotoninspiegel auf und sorgen Sie so dafür, dass Sie sich von innen heraus selbstsicher fühlen und unabhängiger werden von dem, was andere über Sie denken.
Ein hoher Serotoninspiegel führt zu Gefühlen von Selbstbewusstsein und Gelassenheit und zu Gedanken wie „Ich bin gut, sie brauchen mich!“ und „Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Eine solche Einstellung wiederum führt zu entspanntem Verhalten, klareren Prioritäten, mehr Nein sagen und mehr Zeit für sich. Und damit wieder zu einem hohen Serotoninspiegel, der wiederum… usw.
Am besten also, Sie machen Urlaub. Und zwar mindestens 18 Tage, dann ist Ihr Serotoninspiegel voll aufgefüllt. Vorausgesetzt es ist Ihnen gelungen, die Arbeit aus Ihrem Kopf raus zu halten.
Und nach dem Urlaub sorgen Sie dafür, dass Sie täglich Zeiten haben, in denen Sie auffüllen, was Sie an Serotonin verbraucht haben.
Fazit:
Ein guter, entspannter Zustand muss absolute Priorität haben in Ihrer Tages-, Wochen, Jahres- und Lebensplanung! Nur dann sind Sie in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen!
„Selbstvertrauen gewinnt man dadurch, dass man genau das tut, wovor man Angst hat, und auf diese Weise eine Reihe von erfolgreichen Erfahrungen sammelt.“
Dale Carnegy
Für gewöhnlich sind es Ängste, die uns davon abhalten, das Richtige zu tun. Und mit „dem Richtigen“ meine ich das, was uns gut tut, was Sinn macht oder was uns unseren geheimen Wünschen näher bringt.
Eine komische Eigenart von Ängsten ist die, dass sie sich größer und gefährlicher anfühlen, solange wir sie uns nicht vollständig bewusst machen, sondern unserem Unterbewusstsein erlauben, uns unbewusst auf Basis unserer Ängste zu steuern. Würde man diese Gedanken transparent machen und ins Bewusstsein holen, dann würden sie beispielsweise folgendermaßen lauten:
„Wenn ich einmal wöchentlich mit Freunden ausgehe, obwohl ich schon so viel arbeite, verlässt mich mein Partner/ meine Partnerin.“ oder „Wenn ich diese Aufgabe nicht rechtzeitig schaffe, verliere ich meinen Job.“
Ebenso klar ist es, dass die meisten der befürchteten Folgen vom Unterbewusstsein stark übertrieben dargestellt werden. Realistisch ist vielleicht eher, dass sich Ihre Frau / Ihr Mann ab und zu ärgert und es Stress gibt zu Hause. Und wahrscheinlich wird er/ sie sich über kurz oder lang daran gewöhnen, wenn Sie Ihre Entscheidung gut begründen und dann ruhig und klar dabei bleiben, etwas zu tun, was Ihnen gut tut. Auch Ihr Chef wird sich vielleicht eher ärgern, Sie aber nicht gleich rauswerfen, weil Sie eine Aufgabe nicht in der kurz bemessenen Frist erreicht haben.
Was wir uns heiß und innig wünschen, wenn wir an „Life Balance“ denken, ist, dass wir weiterhin alles tun und erreichen, was wir bisher getan und erreicht haben, und gleichzeitig mehr Zeit für uns selbst und mehr Balance haben.
Wir wollen weiterhin den Anspruch beibehalten, alle Erwartungen unseres Umfeldes zu erfüllen, alle Aufgaben zu schaffen, jede Email zu beantworten, alle Zielvorgaben zu erreichen, die Aufgaben alle in perfekter Qualität abzuarbeiten, alles alleine zu schaffen, nicht „Nein“ zu sagen…
…und gleichzeitig wollen wir mehr Sport machen, mehr Ausruhen, mehr Zeit für den / die Partner/in, mehr Ruhe und Zeit mit den Kindern, unsere Freunde häufiger sehen, schöne Erlebnisse genießen, reisen, entspannen, Lebensqualität.
Wir wollen mehr Zeit für etwas ohne irgendwo Zeit abgeben zu wollen. Doch das ist ein unrealistisches Ziel!
Und so verständlich es ist und so schön es wäre, alles zu haben, und so nachvollziehbar und anerkennenswert es ist, dass wir alles haben möchten – es geht einfach nicht.
Das Traumziel, alle Erwartungen zu erfüllen und gleichzeitig in Balance zu sein, das können wir nicht erreichen. Realistisch kann es nur zweitbeste Alternativen geben.
1. Zweitbeste Alternative :
Sie erfüllen alle Erwartungen, Ihre eigenen und die der anderen, sind aber völlig fertig.
Sie hetzen durch Ihr Leben, Genuss und Lebensfreude finden nicht statt. Deutlich vor der Rente zeigen sich gesundheitliche Probleme.
oder
2. Zweitbeste Alternative :
Sie entscheiden sich für Balance, handeln nach Ihren eigenen Prioritäten und nehmen die Konflikte in Kauf, die dadurch entstehen, dass Sie nicht alle Erwartungen erfüllen.
Sie werden nicht von allen geliebt, aber da Sie dann einen hohen Serotonin-Spiegel haben, weil Sie sich die Zeit nehmen, diesen immer anzufüllen, macht das auch nichts. Es geht Ihnen trotzdem gut.
Wofür entscheiden Sie sich?
Um Ihnen zu demonstrieren wie innere Prozesse funktionieren und dass es ein aktives Handeln braucht, um ungesund zu sein, stellen wir in diesem Abschnitt mal vor was man tun muss, um so richtig ausgebrannt zu sein:
Egal wie Ihre Gegenwart aussieht, wenn Sie damit zufrieden sind und genießen was ist, bekommen Sie auf gar keinen Fall einen Burn-out. Auch wenn Sie 14 Stunden täglich arbeiten und das Wochenende ohne Ausgleich durcharbeiten, reicht es nicht für einen Burn-Out, wenn Sie es ok finden, so lange zu arbeiten und auch noch mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Unzufrieden und gestresst wird man nicht, wenn man die Situation so akzeptiert, wie sie ist. Auch wenn Sie 14 Stunden täglich arbeiten würden, würde das nicht automatisch dazu führen, dass Sie gestresst sind.
Sie sehen – vieles der Anspannung, des Druckes den wir mit uns herumtragen ist hausgemacht. Wenn wir uns der Ängste und Hintergründe bewusst werden, warum wir uns so unnachgiebig vor den eigenen Karren spannen, wenn wir gewahr werden an welchen Stellschrauben wir drehen, welches Maß wir ändern können, dann gelingt es uns auch unser Leben ausgeglichener zu führen. Wir wünschen Ihnen viel Freude und einen hohen Serotoninspiegel.
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Hilft anderen gern über die Schwelle – in agilen Transformationen und anderen Change-Prozessen
Susanne Grätsch weiß aus eigener Erfahrung, dass man an Veränderungen wächst. Seit 1999 ist sie im Mittelstand und für internationale Konzerne unterwegs. Anfangs lag ihr Schwerpunkt noch in Führungskräfteentwicklung und Coaching. Inzwischen sucht und findet sie ihre Herausforderungen in groß angelegten Change-Projekten, die sie begleitet. Sie unterstützt Unternehmen z. B. bei der Veränderung hin zu einem agilen Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation, bei der Überwindung von Wachstumsschwellen oder bei der Etablierung einer attraktiven, motivierenden Unternehmenskultur, die Voraussetzung für die Gewinnung neuer Mitarbeiter als attraktiver Arbeitgeber ist. Als NLP-Master-Practitioner, zertifizierte UXQB-Beraterin (für Usability und User Experience) sowie Consultant in der hypno-systemischen Organisationsberatung kann sie sich schnell in neue Fachgebiete einfuchsen und fühlt sich in der Automobilindustrie ebenso zu Hause wie in der IT-Branche oder der Immobilienwirtschaft. Ihre größte private Herausforderung ist es, beruflichen Erfolg mit einem erfüllten Familienleben zu verbinden. Allerdings ist sie damit nicht allein, sondern kann auf die tatkräftige Unterstützung ihres Mannes, Oliver Grätsch, zählen.
Macht gern Theater – auch als Trainerin in Unternehmen
Seit 15 Jahren macht Kassandra Knebel Unternehmenstheater. Ob Datev, Bombardier, Sparkasse oder Lions-Club – sie bringt Menschen dazu, ihre gewohnten Bahnen zu verlassen, neues Terrain zu erkunden und kreativ zu sein. In ihren Workshops geht es darum, Informationen in Handlung, Text und Spiel umzusetzen, sich und andere dabei zu beobachten und die Hintergründe zu erforschen und zu verstehen. Sie unterstützt Menschen dabei, Gefühl und Verstand zu synchronisieren, sich mit anderen auszutauschen und dadurch im Team enger zusammenzuwachsen. Außerdem schult sie Führungskräfte in überzeugendem Auftreten. Das Theaterspiel, bei dem die Körpersprache eine große Rolle spielt, macht Motivationen menschlichen Handelns ebenso sichtbar wie psychologische Muster. Es ist eine Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren und auch Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Dabei darf gern viel gelacht werden, denn Rumalbern befreit – eine gute Ausgangslage, um Dinge anders anzugehen.