Berufe mit Zukunft
Kennen Sie die Geschichte vom Frosch im Kochtopf? Setzt man ihn in heißes Wasser, so springt er sofort heraus – und rettet sein Leben. Setzt man ihn in einen Topf mit kühlem Wasser und bringt dieses langsam zum Kochen, so merkt der Frosch die Veränderung nicht rechtzeitig – und stirbt.
Ganz ähnlich tickt der Mensch und weigert sich lange, Veränderungen ernst zu nehmen und darauf zu reagieren. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob es Ihren Beruf in zehn Jahren noch geben wird?
Durch Digitalisierung und Automatisierung werden in den nächsten Jahren viele Berufe verschwinden oder sich grundlegend verändern. Welche Berufe sind das? Was wird sich verändern? Und wie kann man sich auf die berufliche Zukunft vorbereiten? Diesen Fragen gehen wir in unserem Artikel nach.
Welche Berufe werden in Zukunft verschwinden?
Wie wir bereits jetzt schon sehen können, gibt es immer weniger verkaufende, lehrende oder beratende Berufe: Wir kaufen unsere Bücher und unsere Musik nicht mehr in Buchhandlungen oder Plattenläden, sondern bei Online-Anbietern. Auch Wissen und Beratung holen wir uns immer mehr Internet. Besonders Berufe, die davon leben, mehr Informationen als der Kunde zu haben, ihm diese aufzubereiten und weiterzugeben, werden langfristig aussterben. Wollte man noch vor wenigen Jahren eine Wohnung mieten, so brauchte man einen Immobilienmakler; wollte man einen Flug buchen, so ging man ins Reisebüro. Diese Dienstleistungen werden immer weniger in Anspruch genommen. Die Tendenz: weiter sinkend. Die Menschen älterer Generationen, die tatsächlich noch ins Reisebüro gehen und dort Kataloge anschauen, werden langsam weniger. Und den jungen Menschen lässt sich der Sinn eines Reisebüros kaum noch vermitteln, da sie – selbst wenn weit gereist – vermutlich noch nie ein Reisebüro betreten haben.
Und noch einige Tätigkeiten mehr können schon heute von Maschinen erledigt werden: Es gibt in Japan bereits Roboter, die in Hotels arbeiten, z.B. als Rezeptzionist; es gibt Computer, die journalistische Tätigkeiten übernehmen und Meldungen über Wetter, Erdbeben, ja sogar Tötungsdelikte herausgeben. Auch als Chefs können Roboter eingesetzt werden – und das überdies zur Zufriedenheit ihrer menschlichen Mitarbeiter, wie eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) darlegt.
Sogar pflegende Berufe können durch Roboter unterstützt werden, wie es in Japan und den USA schon der Fall ist. In Deutschland wird das ebenfalls angestrebt. So ist zum Beispiel der Assistenzroboter „Carobot“ bereits testweise im Einsatz in einem Pflegeheim, wie dieser 7- minütige Video- Beitrag der ARD dokumentiert.
Laut Dr.-Ing. Dagmar Dirzus, Geschäftsführerin der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) werden die „weltweite Vernetzung und mobile Computer zunehmend leistungsfähige künstliche Intelligenz und selbstlernende Maschinen einen signifikanten Teil der Arbeit automatisieren, die heute noch Menschen erfordert“.
So werden Jobs, die aus sich wiederholenden Tätigkeiten bestehen und die wenig Interaktion, Kreativität oder menschliches Miteinander erfordern zusehends weniger werden und schlußendlich ganz wegfallen.
Dafür werden die Bereiche Dienstleistung und Service immer größer. Empathie, interdisziplinäre Interaktion und Kreativität werden in zukünftigen Berufsbildern eine große Rolle spielen. Die nachfolgenden Generationen werden sich die Fragen stellen müssen: Was kann ich zu dieser Service- Gesellschaft beitragen? Welche Art Service wird das sein? Und habe ich überhaupt Lust Service zu leisten?
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Die Zukunft der Arbeit – Teil 2/3: Wie wir arbeiten werden
Was sagen aktuelle Studien?
Im Jahr 2013 haben Frey und Osborne 2013 eine Studie herausgebracht, die viel diskutiert wurde: „The Future of Employment“. Sie untersuchten Berufe auf ihre Automatisierbarkeit und kamen zu dem Ergebnis, dass 47 % der Stellen in den USA in den nächsten zwei Dekaden mit hoher Wahrscheinlichkeit von Robotern und künstlicher Intelligenz übernommen werden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales lies die Studie auf deutsche Verhältnisse übertragen. Man fand dabei heraus, dass – der Arbeitsweise der Studie folgend – 42 % der Berufe in Deutschland theoretisch ebenfalls automatisierbar seien. Jedoch betrachtete man die Situation aus einer weiteren Perspektive: Man warf einen Blick auf die unterschiedlichen Tätigkeiten, die ein Beruf beinhaltet. Viele dieser Tätigkeiten können von Maschinen ausgeführt werden; es gibt in den meisten Berufen allerdings auch Tätigkeiten, die nur sehr schwer automatisierbar sind. Insofern sei abzusehen, dass die Berufsbilder sich grundlegend verändern werden. Mit Fokus auf die Tätigkeitsstrukturen veränderten sich auch die Automatisierungswahrscheinlichkeiten: In Deutschland waren es nur noch 12 % der Arbeitsplätze, die höchstwahrscheinlich durch computergesteuerte Prozesse ersetzt werden können, in den USA nur noch 9%.
Das Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB beschäftigte sich ebenfalls mit dem Substituierbarkeitspotenzial von Tätigkeiten.
Die Ergebnisse:
– „Sowohl Helfer als auch Fachkrafttätigkeiten weisen im Durchschnitt ein höheres Substituierbarkeitspotenzial auf als Tätigkeiten, die typischerweise eine höhere Qualifikation erfordern.
– Bei Berufen in der Industrieproduktion zeigt sich ein hohes und bei Berufen in den sozialen und kulturellen Dienstleistungen ein niedriges Substituierbarkeitspotenzial.
– Etwa 15 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland haben 2013 in einem Beruf gearbeitet, in dem mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten bereits heute potenziell von Computern er ledigt werden könnten.
– Es ist aber wenig wahrscheinlich, dass Berufe gänzlich verschwinden. Vielmehr werden sich bestehende Berufe mehr oder weniger stark verändern.
– Um das Wissen und Können auf dem neuesten technologischen Stand zu halten, wird (Weiter-) Bildung immer wichtiger – nicht nur für Geringqualifizierte, sondern auch für Fachkräfte.“
Quelle: Die IAB-Studie „Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt – In kaum einem Beruf ist der Mensch vollständig ersetzbar “ von Katharina Dengler und Britta Matthes
Man geht davon aus, dass Automatisierung von Tätigkeiten eines Berufes, den Mitarbeitern die Möglichkeit gibt sich auf andere, nicht automatisiertbare Tätigkeiten zu fokussieren. Auch werden komplett neue Jobs und Arbeitsfelder entstehen: So wie die Erfindung des Autos den Beruf des Kutschers obsolet gemacht hat, entstanden dadurch unter anderem die Berufe Chauffeur und Kraftfahrer.
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Wie werden die Jobs der Zukunft sein?
Die Jobs der Zukunft werden eher projekthaft sein. Die Menschen werden sich zu Brainpools zusammen schliessen, um in wechselnden Konstellationen Projekte zu bearbeiten. Über elektronische Medien vernetzt wird man – mit Kollegen rund um die Welt- zusammenarbeiten. Innerhalb eines halben oder ganzen Jahres wird das Projekt eines Auftraggebers fertig gestellt. Danach steht man dem Brainpool wieder zur Verfügung – für das nächste Projekt.
Unabhängig von der Art des Jobs werden sich die Anstellungsform, die Arbeitsverhältnisse grundsätzlich verändern. Man unterschreibt nicht mehr einen Arbeitsvertrag bei einem Arbeitgeber, der ein Produkt herstellt oder eine Dienstleistung anbietet. Vielmehr verbindet man sich mit einer Brainpool- Firma, die dafür Sorge trägt, die richtigen Menschen und Kompetenzen – die auch in verschiedenen Ländern sitzen können – so zu verschalten und vernetzen, dass sie den Auftrag des Kunden erfüllen können. Durch das Projekt-basierte arbeiten ist zu erwarten, dass es deutlich mehr Selbstständige als Festangestellte geben wird.
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Recruiting wird digitalisiert- Auswirkungen auf die Zukunft des Recruiters
Berufe mit Zukunft:
Wie kann die junge Generation sich vorbereiten?
Natürlich braucht es eine gute schulische und universitäre Ausbildung. Doch das klassische Schul- und Universitätssystem bietet keine Möglichkeiten die Kompetenzen zu entwickeln auf die es ankommen wird. Das heißt, dass die Vorbereitungen auf diese Art der Berufswelt letztlich im Privaten, Persönlichen werden stattfinden müssen. Dabei geht es darum, interkulturelle Kompetenz und Erfahrung zu erwerben, Sprachen zu erlernen, Nationen und ethnische Gruppen übergreifende Aufgaben bearbeiten zu können.
An einigen wenigen Instituten kann man diese Fähigkeiten bereits erlernen, zum Beispiel am Hasso Plattner Institut oder an virtuellen Universitäten wie der Kiron Universität.
Um für Brainpools interessant zu sein, wird die interkulturelle Kompetenz vermutlich höchste Priorität haben – in Verbindung mit mindestens zwei Fremdsprachen. Natürlich wird Kompetenz im Umgang mit den neuen Medien vorausgesetzt. Expertentum und Spezialisierungen werden in den Hintergrund treten. Es geht hin zu breiteren Qualifikationen. Das beinhaltet, eine schnelle Auffassungsgabe zu haben, um sich bei Notwendigkeit schnell – nicht unbedingt bis in die letzte Tiefe – einzuarbeiten. Wichtiger wird sein, schnell ausreichend Informationen zur Verfügung zu haben, um zügig performen zu können.
Grundsätzlich lässt sich allen empfehlen an den eigenen Softskills zu arbeiten: Denn Kreativität, Flexibilität, persönliche Beziehungen, tiefergehendes Interagieren sind Fähigkeiten, die Maschinen oder Algorithmen vorerst nicht übernehmen werden.
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Die Zukunft der Arbeit – Teil 3/3: Der Arbeitsmarkt der Zukunft
Wie können Sie sich vorbereiten, wenn Sie schon länger in einem Beruf arbeiten, den es vielleicht in zehn Jahren nicht mehr geben wird?
Seien Sie wach und aufmerksam. Messen Sie schleichenden Veränderungen Bedeutung zu, reden Sie sich die Realität nicht schön. Vergleichen Sie Ihr Arbeitsleben von vor fünf Jahren mit heute und überlegen Sie, was von den Veränderungen symptomatisch ist für eine vermutete Zukunft. Und dann handeln Sie! Seien Sie zu mutigen Entscheidungen bereit. Geben Sie sich keinen Illusionen hin, dass alles doch nicht so schlimm ist, sondern erweitern Sie schleunigst Ihre Kompetenzen, Ihr Angebot, Ihr Netzwerk, um flexibler zu sein für die künftigen Entwicklungen. Und wenn Sie auf einem toten Pferd reiten, steigen Sie ab, statt nach Kraftfutter für tote Pferde zu suchen.
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Interessanter Artikel zum Thema in der Süddeutschen
Studie „The Future of Jobs“
IAB-Studie „Folgen der Digitalisierung für die Arbeitswelt“
Ein VDI-Statement „Digitalisierung vernichtet keine Jobs!
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