Recruiting Fehler Subjektivität
Faktor Sympathie
Eines fällt bei Beurteilung und Ranking der Kandidaten besonders ins Gewicht: Ob wir unser Gegenüber mögen und ob wir die Person mehr oder weniger leiden können als die anderen Bewerber. Sympathie ist ein grundlegender Faktor beim gerne eingesetzten“Bauchgefühl“. Zwar kann man qua Bauchgefühl Prognosen wagen, ob man sich untereinander zukünftig gut verstehen wird, allerdings wird der Blick auf die erfolgsrelevante Kompetenz des Bewerbers dadurch vernebelt. Sympathieträger und Leistungsträger sind nicht zwangsläufig die Selben. Schade eigentlich.
Psychologische Effekte
Es gibt noch zahlreiche weitere gut erforschte psychologische Effekte, die uns davon abhalten objektive Entscheidungen zu treffen. Da die Themen psychologische Effekte und Entscheidungsfindung sehr umfangreich sind, haben wir ihnen einen eigenem Artikel gewidmet.
Das Bauchgefühl
Sie sehen, dass wir uns auf unsere Eindrücke – was die Kompetenz von potentiellen Mitarbeitern angeht – nicht unbedingt verlassen sollten. Das Bewerbungsgespräch ist keine gute Gelegenheit zur Kompetenzfeststellung, weil zu viele psychologische Hindernisse einer objektiven Beurteilung der Qualifikation im Wege stehen. Die Wissenschaft hat gleich mehrfach und sehr eindeutig belegt: Unser Bauchgefühl kann uns zu Entscheidungen verleiten, die objektiv suboptimal sind – und zudem der Chancengleichheit im Wege stehen – selbst wenn wir vom Gegenteil überzeugt sind.
Keine Sorge – natürlich ist unser Bauchgefühl wichtig! Es ist wichtig und richtig, wenn es darum geht zu beurteilen, ob der Kandidat menschlich in Team und Unternehmen passt. Genau in diesem Moment ist menschliches Gespür gefragt. Vorher sollte allerdings eindeutig festgestellt worden sein, dass der Bewerber auch genau die Kompetenzen mitbringt, die er braucht, um den ausgeschriebenen Job gut zu machen.
Wie Sie Recruiting Fehler vermeiden können: Objektivität
Wie Sie Kompetenz objektiv und anforderungsbezogen messen können
Was nun tun? Welche Alternative gibt es dazu, stapelweise Bewerbungsschreiben durch zu gehen, Bewerbungsgespräche zu führen und dann doch früher oder später eine vielleicht nicht ganz so objektive Entscheidung zu treffen? Die Antwort ist relativ simpel: Lassen Sie sich von Software dabei unterstützen, Qualifikation und Kompetenz sachlich und anforderungsbezogen zu ermitteln, bevor bei einem Treffen dann der Faktor Sympathie ins Spiel kommt.
Wie könnte ein solcher Prozess in der Praxis aussehen? –
- Sie füttern eine Recruiting Software mit den genauen Anforderungen, die die Stelle mit sich bringt.
- Die Software unterstützt Sie dabei, mit ihrem zielgruppenspezifischen Verstärkungswunsch möglichst viele Bewerber zu erreichen.
- Das Recruiting-Tool prüft online, ob der jeweilige Bewerber die nötigen Qualifikationen mitbringt.
- Falls ja, interviewt es den Kandidaten online, um dessen Kompetenzen abzufragen und zu evaluieren – objektiv, immer gleich und messbar.
- Das Tool liefert Ihnen ein begründetes Ranking.
- Es schickt selbstständig Absagen an die Bewerber, die ungeeignet sind.
- Es gibt Ihnen einen individuellen Interview-Leitfaden an die Hand für die Gespräche mit ausgewählten Bewerbern und unterstützt Sie so bei deren Vorbereitung.
- Sie führen nur noch wenige, gut vorbereitete Bewerbungsgespräche – und zwar mit den kompetentesten Kandidaten – und genau dann ist ihr Bauchgefühl gefragt. Sie und die Kollegen, die mit dem Bewerber potentiell arbeiten werden machen einen Sympathie Check.
Diese Verfahrensweise findet die kompetentesten Bewerber, sichert ihre Entscheidungen ab und spart enorm viel Arbeitszeit.
Dies ist keineswegs eine Zukunftsvision. Recruiting-Tools, die diese Fähigkeiten besitzen sind bereits im Einsatz.
First Date statt Bewerbungsgespräch
Wenn das Potential eines Kandidaten bereits ermittelt ist, dann gestaltet sich ein Bewerbungsgespräch natürlich völlig anders als bisher. Man kann sich entspannt kennenlernen, wie bei einem First Date und prüfen, ob man zueinander passen könnte.
Empfehlenswert bei einem solchen Treffen ist, dass einer der Interviewenden jemand ist, der mit dem neuen Mitarbeiter zusammenarbeiten wird (z.B. der Hiring Manager), damit ein Sympathiecheck stattfinden kann. Sind sich beide Seiten sympathisch, so erleichtert das das Onboarding und die künftige Zusammenarbeit. Auch ein Peermeeting, also ein Treffen mit gleichgestellten Kollegen ist sinnvoll. Hier können neben dem Sympathiecheck detaillierte Fachfragen des Bewerbers geklärt werden, so dass auch der Bewerber sich einen Eindruck verschaffen kann.
Wir fassen zusammen:
- Viele Unternehmen – insbesondere große Konzerne beschäftigen sich mit Chancengleichheit.
- Unconcious Bias wird auch in Deutschland langsam zum Begriff.
- Psychologische Effekte sind bereits so bekannt, dass man Jobsuchenden Tips gibt, wie sie sie manipulativ für sich nutzen können.
- Die Medien berichten permanent darüber, dass Frauen und Menschen mit fremdländischen Namen häufig benachteiligt werden; Studien bestätigen das.
- Viele Personalverantwortliche berichten von teuren Fehlentscheidungen.
- Es leuchtet ein, dass in Job-Interviews gemachte Sympathie-Checks über die beruflichen Fähigkeiten eines Bewerbers nicht viel aussagen.
Wenn das so einfach ist, warum gibt es dann noch Bewerbungsschreiben und Jobinterviews?
Und dennoch werden täglich Bewerbungsschreiben angefordert und finden täglich Bewerbungsgespräche statt. Warum? Wenn doch soviel dagegen spricht – und dass sogar wissenschaftlich belegt ist?
Zum einen scheint der alte Bewerbungsprozess kurzfristig billiger: Bei einem Recruiting-Tool fallen Anschaffungskosten an; bei Bewerbungsschreiben nicht. Die Arbeitszeit, die durch das Begutachten von hunderten von Bewerbungsmappen und unzählige Gespräche drauf geht und die Kosten einer Fehlentscheidung werden nicht mitgerechnet.
Zudem sind Recruiter meist vorhanden. Und schliesslich hat man es immer schon so gemacht.
Und natürlich wollen viele Recruiter nicht von ihrer machtvollen Position beim Bewerbungsgespräch lassen. Viele von ihnen fürchten auch um ihren Job: Was tun, wenn ein Programm meinen Job übernimmt? – Das diese Sorge unnötig ist – und wie sich der Beruf des Recruiters in Zukunft verändern wird, darüber haben wir hier geschrieben: Recruiting wird digitalisiert- Auswirkungen auf die Zukunft des Recruiters.
Ein weiterer Grund ist natürlich, dass viele Unternehmen noch nicht von den bereits existierenden Möglichkeiten wissen oder Schwierigkeiten haben das richtige Tool zu finden.
Welches Tool ist das Richtige?
Vielleicht haben sie auch schon mal nach Recruiting-Tools im Internet recherchiert und festgestellt, dass es endlos viele davon gibt. Zudem kennen Sie vielleicht nicht die Kriterien, nach denen eine solche Software aus zu wählen ist. Wir haben uns damit beschäftigt. Da dies ein weites Feld ist, haben wir dem Thema mehrere ausführliche Artikel gewidmet:
Personaldiagnostik-Tools basieren auf drei Messmethoden. Nur eine davon – die anforderungsorientierte Eignungsdiagnostik – ist brauchbar, da sie die Eignung für eine spezifische Tätigkeit tatsächlich identifiziert. Im folgenden Artikel erklären wir, wie die verschiedenen Messmethoden arbeiten: Personaldiagnostik: Wie Sie das richtige Tool finden.
Im Beitrag Recruiting-Tools: Wie Sie das passende Werkzeug finden geben wir Ihnen 8 Fragen an die Hand, die Sie stellen sollten, wenn Sie das Recruiting-Tool für Ihren Bewerbermanagement-Prozess auswählen und stellen verschiedene Tools vor. Wir haben uns einen Überblick verschafft und die verschiedensten Recruiting Tools in der Praxis miteinander verglichen. Viele Tools decken nur Teilbereiche des Aufgabenspektrums ab. Das Recruiting-Tool, das sämtliche Anforderungen erfüllt hat, ist Lean Recruiting. Es beinhaltet sämtliche der oben genannten Funktionen. Hier haben wir es genauer beschrieben: Lean Recruiting: Den perfekten Mitarbeiter in nur 3 Wochen finden!
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
Bewerbungen in Deutschland: https://de.statista.com/infografik/5092/bewerbungen-in-deutschland/
Recruiting Fehler und Entscheidungsfindung – das sind interessante Themen über die Sie vielleicht mehr erfahren wollen.
Wir haben Ihnen hier eine Liste relevanter Artikel zusammengestellt.
- Die Studie First impressions der US-Forscher Janine Willis und Alexander Todorov von der Princeton University. http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1111/j.1467-9280.2006.01750.x
- Studie von 2012 des italienischen Forscherteams um Tessa Marzi von der University of Florence https://academic.oup.com/scan/article/9/1/63/1673971/Trust-at-first-sight-evidence-from-ERPs
- Alexander Todorov, Mapping the Social Space of the Face http://www.apa.org/science/about/psa/2010/03/sci-brief.aspx
- Ein interessanter Artikel zum Thema Erster Eindruck
http://karrierebibel.de/erster-eindruck/ - Hier ein Beispiel dafür, wie psychologische Effekte als Manipulationstricks für Bewerber gehandelt werden: http://derstandard.at/2000042526143/Psycho-Tricks-fuers-Bewerbungsgespraech
- Hier das Interview im Stern mir Harvard Professorin Iris Bonet „In zehn Jahren wird es Vorstellungsgespräche nicht mehr geben“: http://www.stern.de/wirtschaft/job/harvard-professorin-iris-bohnet—bewerbungsgespraeche-gibt-es-in-zehn-jahren-nicht-mehr–7299926.html
- Iris Bonet talks at google. Ein Video von ca 55 min in englischer Sprache
https://www.youtube.com/watch?v=EDjicfiFyGY - Hier ein Artikel des Spiegel, der die Studie auswertet, „Keiner will einen Ali im Team haben“
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/auslaendische-vornamen-migranten-diskriminierung-durch-firmen-bestaetigt-a-960855.html - Videos im Recruiting Bereich : https://de.statista.com/infografik/3818/daten-und-fakten-zu-video-recruiting/
Weiterführende Artikel zum Thema Recruiting:
Personaldiagnostik: Wie Sie das richtige Tool finden.
Recruiting-Tools: Wie Sie das passende Werkzeug finden
Recruiting: Wie wir den perfekten Mitarbeiter gefunden haben.
Lean Recruiting: Den perfekten Mitarbeiter in nur 3 Wochen finden!
Recruiting wird digitalisiert- Auswirkungen auf die Zukunft des Recruiters
Die Zukunft der Arbeit – Teil 3/3: Der Arbeitsmarkt der Zukunft